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Wer sein Pferd in einer Box hält, kann sich seine Nachbarn meist nicht aussuchen. Ob das Pferd sich mit diesen versteht, zeigt sich meist sofort. Häufig klappt dieses Zufallsprinzip nicht und so kommt es in vielen Ställen vor, dass Boxennachbarn sich nicht mögen und einer immer dem anderen droht, versucht zu treten oder beißen möchte.
Woher dieses Verhalten kommt und was du dagegen tun kannst, haben wir dir in diesem Artikel zusammengefasst.
Zunächst sollte dir bewusst sein, dass Boxenhaltung nicht artgerecht für dein Pferd ist – leider ist sie in vielen Ställen immer noch die einzige mögliche Haltungsform.
Egal, ob dein Pferd der Drohende ist oder dein Pferd eher durch seinen Boxennachbarn bedroht wird, die Gründe für dieses Verhalten haben den gleichen Ursprung und können nur mit deiner Mithilfe gelöst oder zumindest verbessert werden. Der Faktor Stress ist für dein Pferd in seiner Situation nicht zu unterschätzen.
Grund 1 – Die Rangordnung und Sympathie
In freier Wildbahn leben Pferde in Herden zusammen. Innerhalb dieser Herde gibt es eine genaue Rangordnung, die definiert, wer wem wie nahe kommen darf.
Bevor die Rangordnung geklärt ist, kommt es meist zu kleineren Rangeleien, bei denen auch mal ein Huf fliegt oder gedroht wird. Diese Phase ist normal und endet mit der geklärten Rangordnung. Danach weiß jedes beteiligte Pferd, wo es steht und wem er besser nicht zu nahe kommen sollte.
Auf der Weide kannst du dieses Verhalten beobachten: sobald ein ranghöheres Pferd kommt, machen die rangniedrigeren Platz.
Wenn dem nicht so ist, hilft der Boss mit angelegten Ohren und manchmal auch gebleckten Zähnen nach.
Reagiert der Artgenosse darauf immer noch nicht wird das Pferd auf den rangniederen zulaufen und als letzte Maßnahme beißen oder treten.
Überträgst du dieses Verhalten auf die Box ist klar, wieso manche Pferde einfach nicht miteinander können. In anderer Umgebung dürfte der eine dem anderen niemals so nah kommen, wie das in der Box erzwungen wird.
Ein weiterer Grund neben der Rangordnung spielt bis zu einem gewissen Grad auch Sympathie. Pferde bevorzugen Pferde, die ähnlich aussehen, ähnlich groß sind oder an ihre Eltern und Pferde erinnern, mit denen sie gute Erfahrung gemacht haben.
Boxenpferde haben die Rangordnung oftmals nicht klären können und können ihr natürliches Verhalten aus Distanz und Nähe nicht ausleben.
Das führt zu Unverständnis und Aggression.
Grund 2 – zu kleine Boxen und keine Ausweichmöglichkeiten
Paddockboxen sind immer mehr im Kommen und lösen die kleinen Boxen ab, in denen viele Pferde auch heute noch gehalten werden.
Du weißt jetzt, dass die Rangordnung für die einzuhaltenden Abstände zwischen Pferden entscheidend ist.
Seinen Boxennachbar kann dein Pferd zwar sehen, er kann seine Distanz nicht vergrößern und Drohungen laufen ins Leere. Sein natürliches und instinktives Verhalten legt dein Pferd nicht ab und wird weiterhin seine Position verteidigen wollen. Dazu gehören Zähne blecken, der Versuch zu treten und vermehrtes Schweifschlagen sowie einzelne Lautäußerungen, zum Beispiel Quieken.
Bei kleinen Boxen führt dies zu Stress sowohl für das Drohende als auch das Bedrohte Pferd.
Keiner kann seine Ansprüche erfüllen und niemand kann weichen. Die durchschnittlich kleine Größe einer Box führt dazu, dass bei Boxennachbarn wenig zur Entspannung beitragen kann, als den Sichtkontakt einzuschränken – was noch weniger artgerecht ist.
Lies dazu weiter unten die möglichen Lösungen.
Grund 3 – Futterneid
In einer Herde verteidigen ranghohe Pferde ihr Futter. Bei der täglichen Fütterung schaukeln sich viele verfeindete Boxenpferde richtig hoch. Dabei wollen sie nur ihr Futter verteidigen, wie es in freier Wildbahn auch wäre.
Das Leittier der Herde frisst und erlaubt es den rangniederen Tieren, dazu zu kommen.
In der Box ist dieses Verhalten nicht möglich, was zu Aggressionen und Drohungen zwischen den Pferden führt. Gerade während der Fütterung kannst du dieses Verhalten beobachten.
Grund 4 – Gesundheit, Stress und Aggressionen
Innerhalb einer Herdengemeinschaft gibt es immer Pferde, die einfach nicht miteinander können.
Sie gehen sich lieber aus dem Weg und freuen sich über andere Herdenmitglieder, mit denen Sie sich anfreunden können.
Aus diesem Gleichgewicht entstehen entspannte und zufriedene Pferde.
In der Boxenhaltung entsteht Frustration und daraus immer mehr Aggression, da die Drohgebärden nicht umgesetzt werden können. Ein neuer Boxennachbar muss daher nicht das Problem sein, sondern das Pferd selbst, das schon seit Jahren in dieser Situation lebt und ein Verhaltensmuster aufgebaut hat.
Mögliche Lösungen
Beobachtest du dein Pferd, wie es sich mit seinen Boxennachbarn nicht versteht, geht es darum, den Grad von Aggression und Stress zu beurteilen.
Ziel ist es, die Situation bestmöglich zu entspannen – das kann auch bedeuten, dass du dein Pferd in eine andere Box stellen musst.
Umzug in eine andere Box
Oftmals gibt es keinen für dein Pferd sinnvolleren Weg, als die Box zu wechseln. Dazu musst du den Betreiber deines Reiterhofes direkt auf das Problem ansprechen.
Er kann dir eine neue Box geben, bei der dein Pferd sich mit seinen Nachbarn verträgt.
In einem gut geführten Stall wird von vornherein darauf geachtet, dass besonders aggressive Pferde Boxen erhalten, die außen liegen und damit nur einen Boxennachbarn haben.
Kontakt verringern
Ist der Umzug nicht möglich und die Pferde sind auch nach einer Eingewöhnungszeit nicht friedlich miteinander, hilft es manchmal nur, den Sichtkontakt einzuschränken.
Kann dein Pferd täglich weiterhin auf die Weide und hat Sichtkontakt zu anderen Pferden, auf die Stallgasse oder zu einer anderen Box, ist diese Maßnahme vertretbar.
Durch den eingeschränkten Sichtkontakt zwischen den Streithähnen normalisiert und entspannt sich die Situation meistens.
Sollte dein Pferd in der letzten Box stehen und keinen weiteren Nachbarn haben, wäre die Einschränkung des Sichtkontaktes isolierend und würde deinem Pferd noch mehr Stress bereiten. Hier wäre der Wechsel der Box oder des Reiterhofes im Sinne deines Pferdes sinnvoller!
Kontakt herstellen und die Rangordnung klären
Boxennachbarn sind nicht zwangsläufig auch auf einer Weide und konnten sich in der Herde beschnuppern und die Rangordnung klären.
Wir haben bei einem schwierigen Boxennachbarn die beiden Pferde zusammengeführt auf großer Wiese.
Dabei wurde gebrummelt und gequietscht, gerannt und sich gescheucht – und dann war alles gesagt. Damit hatten wir nicht gerechnet. Die Situation in der Box entspannte sich, da beide Pferde auf dem Paddock und in der Box wussten, wer das Sagen hat.
Diese Variante kommt nicht für jedes Pferd in Frage und sollte nur unter Aufsicht durchgeführt werden.
Befrage den anderen Besitzer ausgiebig, ob das Pferd und natürlich dein eigenes, sich für diese Art der Zusammenführung eigenen würden.
Stallwechsel, wenn gar nichts hilft
Wenn ihr alles probiert habt, sich der Stallbesitzer quer stellt oder niemand sein Pferd in eine andere Box umziehen lassen möchte, musst du über einen Stallwechsel nachdenken.
Du solltest für dein Pferd eine gute Lösung finden, damit es sich wohl fühlt.
Raus aus der Box für ein artgerechteres Leben
Als Bewegungstier ist es mehr als unnatürlich für dein Pferd in seiner Box zu stehen. Es gibt heute zum Glück viele Haltungsangebote, die ein artgerechteres Leben ermöglichen.
Viele Verhaltensstereotypen werden durch den Zwang der Boxenhaltung ohne ausreichend Bewegung und den Kontakt zu Artgenossen erst entwickelt. Massive Aggression in der Box kann dazu gehören und wird mit den Jahren verstärkt. Mehr Bewegung verhilft zu einem ausgeglichenerem Pferd, was sich mit seinen Boxennachbarn versteht.
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