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Wer könnte dir besser erklären, welche Vor- und Nachteile der Reitsport hat, als jemand, der bereits seit über 20 Jahren auf dem Pferd sitzt und schon vier eigene Pferde hatte? Um nichts ranken so viele Mythen und Vorurteile wie um den Reitsport.
Darum geht es in diesem Artikel um die wirklichen Vor- und auch nennenswerten Nachteile beim Reiten.
Vorteile sind der direkte Umgang mit dem Pferd, das Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Vierbeiner, das Gefühl von Freiheit auf dem Pferderücken sowie die Schulung des eigenen Körpergefühles.
Nachteile sind der Faktor Zeit, höhere laufende und anfängliche Kosten, die Gefahr im Sattel und im Umgang mit dem Fluchttier Pferd.
Vorteil 1: Der direkte Umgang mit dem Pferd
Das Pferd ist wie auch der Hund für uns Menschen weit mehr, als nur ein Sportgerät. Wir schreiben ihm (ob wir wollen oder nicht) schnell Charaktereigenschaften zu, erkennen, wenn er „zickig“ oder „faul“ ist und kommunizieren mit ihm.
Gerade wir Frauen hegen und pflegen die Vierbeiner mit großer Liebe, es macht Spaß und viele Reiter betiteln ihr Pferd auch als besten Freund.
Von außen siehst du nur einen Reiter auf einem Pferd, aber zwischen diesen beiden entsteht eine Beziehung, die du dir erarbeiten musst. Dein Pferd braucht klare Ansagen mit respektvollem Umgang und Konsequenz.
Pferde sind intelligente Wesen und lernen mit der Zeit, ihrem Reiter zu vertrauen. Du wirst mit deinem Pferd zu einem Team, das durch dick und dünn geht, Streitereien hat und Probleme lösen muss.
Nicht ist besser, als ein Trainingserfolg nach langer Zeit: wenn dein Pferd im hundertsten Anlauf sich doch noch traut, als über die Plane zu gehen. Das gibt dir und deinem Pferd Selbstvertrauen.
Reiten ist ein ständiger Dialog, wie man in der Fachsprache so schön sagt: Wir können nicht nicht kommunizieren. Dies passiert auch ständig mit dem Pferd: Wir geben unbeabsichtigt Hilfen, haben Launen und unser Pferd kommuniziert mit uns – es verhält sich daneben, arbeitet mit oder ignoriert uns einfach.
Dies ist einer der Vorteile beim Reitsport: das lebendige Gegenüber, welches uns Zweibeiner aus der Reserve lockt, uns über unsere eigenen Grenzen gehen lässt und eine Beziehung zwischen Tier und Mensch wachsen lässt.
Wie lange dauert es, bis man reiten kann? Dazu haben wir dir den gesamten Ablauf zusammengetragen: Reiten lernen Dauer.
Nachteil 1: Der Faktor Zeit
Reiten ist zeitintensiv. Anders, als beim Fußballtraining ist nicht nach einer Stunde bereits wieder Schluss, bis man sich in der nächsten Woche wieder sieht.
Der typische Ablauf mit dem Pferd umfasst ungefähr:
- 20 – 30 Minuten Vorbereitung: Pferd von der Weide holen, putzen, satteln, trensen
- 15 – 20 Minuten Aufwärmen: Schrittreiten vor dem Training
- 30 – 60 Minuten Training: Reiten in allen Gangarten und von verschiedenen Hufschlagfiguren (Figuren in der Reithalle oder auf dem Platz, zum Beispiel Kreise oder Bögen).
- 10 – 20 Minuten Abwärmen: Schrittreiten, bis das Pferd nicht mehr schwitzt und die Atmung sich normalisiert hat
- 5 – 20 Minuten: absatteln, abtrensen, putzen, ggfs. Decke auflegen
- 15 – 45 Minuten: Stallarbeit zum Beispiel Box ausmisten, fegen, einstreuen, füttern
Zwischen 1,5 Stunden und über 3 Stunden Zeit muss man beim Pferd einplanen. Pro Besuch – viele Reiter sind mindestens zwei Mal die Woche im Stall. Hast du ein eigenes Pferd sogar bis zu sieben Mal in der Woche.
Der typische Ablauf lässt jetzt die vielen Besonderheiten aus, die zusätzliche Zeit kosten und hin und wieder auch vorkommen: Ausritte, Turnierbesuche, Tierarzt- und Hufschmiedtermine sind zeitintensiver. Diese Besonderheiten kommen zusätzlich auf das normale Pensum oben drauf.
Natürlich gibt es bei diesem Nachteil zwei Seiten: Alles, was wir gerne tun, für das nehmen wir uns Zeit.
So ist es auch beim Pferd: Kein Reiter hat das Gefühl, Zeit zu verschwenden oder die Zeit lieber mit anderen Dingen zu verbringen.
Objektiv betrachtet ist der Reitsport jedoch zeitlich aufwendig.
Kennst du dich noch nicht mit den genauen Abläufen beim Reiten aus, hier ein Artikeltipp für dich: Reitstunde Ablauf – von Anfänger bis Fortgeschrittene.
Vorteil 2: Du bist immer draußen, entspannst und bewegst dich
Sobald du den Stall betrittst, sind alle Gedanken vergessen: Weder die Schule, keine Arbeiten oder Probleme sind wichtig, es geht nur noch um dich und dein Pferd.
Aus eigener Erfahrung können wir sagen: Kein Hobby hat diese Wirkung gehabt, wie der Reitsport. Man kann komplett abschalten und sich ganz aufs Pferd einlassen.
Eine große Rolle spielt es, dass du so viel draußen bist und das bei jedem Wetter und das ganze Jahr über.
Egal ob Sommerhitze oder Schneesturm, mit einem Pferd lernst du, das Wetter zu vergessen, denn dein Fellfreund braucht dich immer und nicht nur bei Sonnenschein.
Bei einem Ausritt im Grünen kann man wunderbar die Seele baumeln lassen. Alleine gehst du wahrscheinlich nicht im Wald spazieren, mit einem Pferd zusammen, sieht dies jedoch schon ganz anders aus.
Weiterlesen: Alleine ausreiten – Tipps für Pferd und Reiter
Zusätzlich arbeitest du meistens körperlich, was du aber weder als anstrengend noch als wirklichen Sport wahrnehmen wirst, denn du machst es um der Sache willen. Damit sind das Reiten und alle Arbeiten rund ums Pferd wie Ausmisten, Füttern, Putzen, Fegen, Einstreuen und alles andere gemeint.
Als toller Nebeneffekt bleibst du fit und entwickelst eine gute Kondition. Nach ein paar Stunden im Stall bist du erledigt, aber zufrieden und kannst durch die viele Bewegung und die frische Luft wie ein Baby schlafen.
Ein toller Bonus ist es, dass du selbst bestimmen kannst, ob du nur für eine Stunde im Stall bist oder auch mal einen ganzen Tag beim Pferd verbringen willst. Das geht mit anderen Sportarten nicht so gut.
Reiten ist damit ein tolles Hobby für Kinder (viel Bewegung nach der Schule), Heranwachsende (Selbstvertrauen und Selbstwahrnehmung stärken) und auch für die arbeitende Bevölkerung (nach acht Stunden entspannt nichts so gut, wie ein paar Stunden im Stall).
Nachteil 2: Die Kosten
Auch wenn du noch nichts mit Pferden zu tun hast, weißt du, das es bestimmte Hobbys gibt, die teuer sind: Golf oder Tennis spielen und Reiten.
Vorneweg gesagt: Die Mitgliedschaft in einem Fitnessclub oder dem örtlichen Turnverein ist wahrscheinlich günstiger.
Reitsport ist deswegen so teuer, da du für dich selbst eine Ausrüstung benötigst (Helm, Reithose, Reitstiefel, etc.) zusätzlich für das Pferd (Sattel, Trense, Putzsachen – es sei denn, du reitest fremde Pferde) und laufende, monatliche Kosten hast (Reitunterricht, Vereinsbeiträge, Stallmiete, Tierarzt- und Hufschmiedbesuche).
Bevor du jetzt denkst: Ich wusste es – reiten ist nur für Leute, die Geld haben! Nein, so einfach ist es dann doch nicht.
Du kannst mit wenig Geld Golf spielen, Tennisbälle schlagen und auch auf einem Pferd sitzen und aktiv den Reitsport ausüben. Meist erfährst du dies erst, wenn du dich näher mit dem Thema auseinandersetzt.
Rund um das Thema Reitsport und Finanzen haben wir super viele Artikel geschrieben, damit du Infos bekommst, wie viel Geld du wirklich benötigst, um zu reiten (Spoiler: nicht so viel, wie du denkst):
- Wie teuer ist Reitunterricht?
- Wie viel Gehalt brauche ich für ein eigenes Pferd?
- Reiten ohne eigenes Pferd – Möglichkeiten für jeden Geldbeutel
Vor- und Nachteil 3: Fluchttier Pferd im Umgang
Pferde werden als Fluchttiere betitelt, da sie bei Gefahr flüchten und nicht kämpfen. Das sicherte ihnen ihr Überleben in der Steppe, aus der sie kommen. Ein unbekanntes Geräusch, ein knackender Ast und sie nahmen die Beine in die Hand und liefen los – und überlebten.
Im Umgang mit dem Menschen führt dies immer wieder zu gefährlichen Situationen, die zu Stürzen und anderen Unfällen führen können.
Fährst du Auto, kannst du einen Unfall haben. Spielst du Fußball, kannst du dir etwas brechen. Isst du etwas schlechtes, kannst du krank werden. Aus diesen Gründen schnallst du dich im Auto an, gibt es beim Fußball ein Aufwärmtraining und Regeln und du siehst dir an, wann dein Essen abgelaufen ist, wenn es komisch riecht und schmeckt.
Damit wollen wir sagen: Im Reitsport gibt es eine Gefahr und es gibt genauso Maßnahmen und Taktiken, um dieser Gefahr zu begegnen, um das Risiko eines Unfalles zu senken.
Jeder Reiter, der diese Gefahr ernst nimmt, trägt einen Reithelm und kann zusätzlich eine Sicherheitsweste tragen, die die Wirbelsäule schützt. Das richtige Schuhwerk und die richtige Kleidung helfen gleichzeitig Unfällen vorzubeugen.
Mit vertrauensbildenden Maßnahmen schließt sich das Fluchttier Pferd dem Menschen an und vertraut auf dessen Signale in den alltäglichen und auch gefährlichen Situationen. Stichwort: Bodenarbeit.
Daher ist das Fluchttier Pferd ein Vor- und Nachteil. Dadurch, dass Pferde eine Herde benötigen, können sie sich mit uns Menschen so gut verstehen und ein Team bilden.
Ein gut erzogenes Pferd wird daher als Verlasspferd betitelt. Hörst du diesen Begriff zum ersten Mal, kannst du hier mehr dazu erfahren: Was ist ein Verlasspferd?
Vorteil 4: Schulung des eigenen Körpergefühls
Nicht umsonst werden Pferde auch in der Therapie eingesetzt: Pferde neigen dazu, ihren Menschen zu spiegeln und halten ihm direkt vor, wie er sich verhält.
Bis man das wirklich verstanden hat, muss der ängstliche Reiter sein panisches Pferd beruhigen und der aufbrausende Pferdebesitzer sein Pferd im Zaum halten.
Am Boden lernt man im Umgang mit dem Pferd sich selbst kennen, entwickelt Autorität oder Einfühlungsvermögen, lernt sich durchzusetzen oder endlich konsequent zu bleiben. Das verhilft in der Therapie mit dem Pferd vielen Kindern und Jugendlichen zu mehr Selbstbewusstsein.
Im Sattel entwickelst du mehr Muskulatur, besonders am Bauch, im Rücken und den Oberschenkeln. Reitsport sorgt für eine aufrechte, gerade Haltung. Reitanfänger haben besonders in den Oberschenkeln und im Bauch Muskelkater.
Die rhythmische Bewegung im Sattel schult das eigene Taktgefühl und noch mehr das Gleichgewicht. Ohne das eigene Ausbalancieren im Sattel ist Reiten nicht möglich und du würdest dich ständig festhalten müssen.
Beim Reiten lernst du dir selbst und deinen Fähigkeiten zu vertrauen: Pferde können respekteinflößend sein. Nicht umsonst werden sie bei der Polizei eingesetzt, um Demonstranten einzuschüchtern.
Lernst du nach und nach, wie du die 500 Kilogramm Pferd steuern und beeinflussen kannst, dann führt das zu mehr Selbstvertrauen.
Zusätzlich erlebst du, wie auch dein Pferd ängstlich wird und plötzlich dich als Leitung und zur Orientierung braucht. Du musst die Rolle des Leittieres einnehmen und deinem Pferd die Sicherheit vermitteln, die es als Fluchttier braucht.
Zusammenfassung: Vor- und Nachteile beim Reiten
Besonders toll sind der direkte Umgang mit dem Pferd: Eine echte Beziehung mit Höhen und Tiefen verbindet dich mit dem Vierbeiner, was kein anderer Sport so kann.
Du entwickelst dich mit deinem Pferd zusammen weiter, musst deinem Pferd helfen und mit deinem Pferd lernen. Reitsport hat den Vorteil, dass du mehr Selbstvertrauen in dich und deine Fähigkeiten entwickelst.
Da du ständig draußen bist und dich viel bewegst, ist Reitsport ideal zum Abschalten. Es zählt nur noch dein Pferd und du, du hast keine Zeit und auch keine Gelegenheiten mehr, um über das nachzudenken, was dich gerade beschäftigt.
Reitsport ist zeitintensiv: Du musst pro Woche mehrere Stunden aufwenden, da das Reiten an sich noch nicht alles ist, was du mit einem Pferd machst.
Durch wiederkehrende monatliche Kosten und anfängliche Ausrüstung, ist Reiten teurer, als andere Sportarten. Du musst Reitunterricht pro Stunde bezahlen und zusätzlich Vereinsbeiträge, musst für dich selbst eine Reitausrüstung anschaffen.
Unser Tipp zur Übersicht ist die Liste zur Grundausstattung fürs eigene Pferd, damit du einen ersten Überblick bekommst, was man wirklich alles benötigt im Reitsport.
Ein eigenes Pferd zu unterhalten ist dann nochmals teurer und kann monatlich mehrere hundert Euro verschlingen.
Im Umgang mit dem Pferd gibt es Gefahren, da Pferde als Fluchttiere schreckhaft sind und schnell Angst bekommen. Laufen sie panisch davon, kann dies zu Unfällen führen. Um dieser Gefahr zu begegnen, baut man zum Pferd eine vertrauensvolle Beziehung auf, damit das Pferd seinem Menschen folgt und ihm so vertraut, wie es dies in einer Herde mit anderen Pferden tun würde.
Reiten ist ein zeitintensives Hobby, kein Sport verbindet Verantwortungsbewusstsein so stark mit dem Sportler wie der Reitsport. Reiten kann vom ambitionierten Turnierreiter bis zum lockeren Freizeitreiter alles sein.
Weiterlesen: 10 Dinge, die du vor dem ersten eigenen Pferd wissen solltest
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