Mein Pferd schnappt nach mir – so kannst du es abgewöhnen

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Unseren Erfahrungen nach haben einige Pferde die Angewohnheit nach ihren Menschen zu schnappen. Mal schnappen Sie nach Futter, Leckerlies oder nach dem Haferwagen. In anderen Situationen können Pferde aber auch aus Unmut schnappen, zum Beispiel beim Putzen, beim Satteln und sogar beim Reiten. Dieses Schnappen deines Pferdes resultiert oftmals aus einer falschen Beziehung zwischen euch beiden oder einem nicht richtigen Verhalten von deiner Seite aus. Das Schnappen deines Pferdes kannst du durch konsequentes Training deinem Pferd abgewöhnen. Dieses hat auch bei unseren Pferden sehr lange gedauert.

Neben diesen Formen des Schnappens folgt darauf meist das Beißen und hier ist besondere Vorsicht angebracht. Bei all diesen Verhaltensproblemen solltest du immer die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd überprüfen. Dieses Verhalten ist dir gegenüber sehr respektlos und ein Zeichen dafür, dass du nicht der Chef in eurer Miniherde bist.

Warum will mein Pferd mich beißen und schnappt nach mir?

Hauptgrund fürs Schnappen sind Leckerlis und das Füttern aus der Hand. Dein Pferd möchte etwas fressen und schnappt daher nach dir. Insgesamt zeigt das Schnappen an, dass dein Pferd deinen persönlichen Bereich nicht akzeptiert und dir in anderen Situationen sicherlich auch ein wenig auf der Nase herum tanzt.

Gibst du deinem Pferd immer mal wieder etwas aus deiner Tasche, dann konditionierst du es darauf und dein Pferd erwartet irgendwann etwas zu Fressen. Vor lauter Übermut wird dein Finger da schon mal mit der Möhre verwechselt und schon ist dein Finger aus Versehen im Maul verschwunden. Ist uns auch schon mal bei unseren eigenen Pferden passiert – daher unser Tipp: füttere lieber nichts oder nur sehr ausgesucht und beim Training schwieriger Figuren aus der Hand.

Du musst zwischen dem Schnappen nach Futter und aggressivem Schnappen unterscheiden. Dieser Vertreter ist ganz einfach mega gierig und versucht alles zu erwischen, was ihm vor die Nase gehalten wird.

Das agressive Schnappen tritt in anderen Situationen auf und bedeutet meistens: bis hierhin und nicht weiter. Einige Pferde schnappen beim Putzen und beim Satteln bei den folgenden Situationen – meist haben Sie dabei Unbehagen:

  • beim Putzen am Bauch oder in der Flankenregion
  • beim Sattel holen schnappen einige Pferde in die Luft
  • beim Angurten schnappen einige Pferde ebenfalls in die Luft
  • auch beim Nachgurten im Sattel schnappen Pferde in die Luft
  • beim Reiten schnappen einige Pferde nach den Reiterbeinen

Alle diese Situationen mit aggressivem Schnappen haben gemeinsam: das Pferd möchte dir sagen, dass die Situation unangenehm ist.

In Kombination mit angelegten Ohren kannst du das Verhalten deines Pferdes dann viel besser verstehen. Lies dir diesen Artikel durch, um mehr über die Sprache der Pferdeohren zu erfahren.

Beim aggressiven Schnappen in diesen Situationen musst du anders an die Lösung herangehen, als beim traditionellen Leckerli-Fress-Hunger-Geschnappe.

Schnappen Ponys mehr als alle anderen Pferde?

Dieses Vorurteil lässt sich allgemein nicht bestätigen. Oftmals ist es so, dass Ponys mehr Leckerlis zugesteckt bekommen und sie nicht mit der gleichen Konsequenz behandelt werden, weil sie „so süß“ aussehen oder „so klein“ sind.

Daraus ergibt sich, dass viele Ponys in Reitschulen zu kleinen Schnappern erzogen wurden. Das hat nichts mit ihrer Größe zu tun, sondern nur mit dem Umgang. Auch ein Warmblut kann zum ungezogenen Schnapper mutieren, wenn man ohne Konsequenz ständig Leckerlis gibt und nicht auf ein richtiges Verhalten achtet.

Was hat Schnappen mit unserer Rangordnung zu tun?

Oben haben wir dir schon kurz erklärt, dass ein schnappendes Pferd deinen persönlichen Freiraum nicht wahrt. Bei der Beziehung zwischen Mensch und Pferd kannst du dich immer gut an der Pferdeherde und den Pferden untereinander orientieren.

Kein rangniedriges Pferd dürfte seinen Boss von der Seite anschnappen und ihm mal so richtig auf die Pelle rücken. Der soll ja angeblich Möhren haben und sie gefälligst rausrücken! Aber genau so ist es vermutlich bei dir und deinem Pferd mittlerweile. Verhält sich ein Pferd in der Herde so, wird es sofort zurechtgewiesen. Meistens reicht ein kurzes anlegen der Ohren, damit der aufdringliche Kumpel wieder auf Abstand geht. Jetzt aber zu dir und was du tun musst, wenn dein Pferd nach dir schnappt.

Was tun, wenn mein Pferd schnappt?

Schnappt dein Pferd beim Satteln und Angurten nach dir ist der Fall glasklar: der Sattel passt nicht und der Gurt drückt unangenehm. Da hilft nur Sattler kommen lassen und einen anatomischen Gurt anschaffen (brachte bei unserer Dubi sehr viel).

Der viel öftere Fall: dein Pferd schnappt beim Aufhalftern, beim Putzen, beim Führen, bei irgendwas und zwickt dich in die Jacke, in den Ärmel oder erwischt an schlechten Tagen sogar deinen Finger. Beim Putzen kann das Schnappen auf Unwohlsein hindeuten: bürstest du über eine Stelle und dein Pferd schnappt nach dir? Was ist das für eine Stelle? Ist dort der Magen, liegt dort der Gurt oder der Sattel? Ist dein Pferd dort kitzelig?

Was kannst du tun, wenn dein Pferd schnappt:

  • schnappt dein Pferd: es bringt meistens n i c h t s zu schlagen, auszurasten oder sonst zu bestrafen – du musst es ignorieren, dich wegdrehen, dein Pferd nicht angucken, alles spannender finden (solange du nicht in Gefahr bist und das Schnappen wirklich das typische „her-mit-den-Möhren“ Schnappen ist).
  • ist das Schnappen gefährlich und/oder aggressiv oder hat es deinen Finger erwischt: hier ist eine (einzige) laute, verbale Ansage oftmals erforderlich
  • halte dein Pferd sofort auf Abstand, wenn es nach dir schnappen will: schleuder einen Strick um dich herum oder wedel mit den Armen, sag „Zurück“ oder etwas ähnliches, was dein Pferd kennt
  • hindere dein Pferd daran, dir zu Nahe zu kommen und verweise es immer wieder auf den von dir angedachten Platz: beim Führen, beim Putzen und beim Satteln
  • Stelle den Pferdekopf immer wieder gerade, zieh dazu am Strick und komme mit deinen Händen dem Maul nicht zu nahe. Das machst du beim Führen, beim Putzen, beim Satteln.

Wir hören so viele Reiter in den Reiterhöfen ihre Pferde mit nein anschreien und laut den Namen rufen. Hast du jemals gemerkt, dass das Pferd das versteht oder dadurch plötzlich ganz lieb wird? Wir auch nicht, deswegen spar dir das und sei in deinem ganzen Verhalten deinem Pferd gegenüber konsequent, damit es nicht mehr schnappt.

Dein Pferd muss lernen, nicht nach dir zu schnappen.

Oftmals verstehen Pferde die lauten Ansagen sogar als Bestärkung und freuen sich über deine Aufmerksamkeit. Solltest du also pro „Nein“-Sagen sein, dann mache nicht den Fehler dein Pferd mit langen Sätzen einzulullen: „Aber nein Komet nicht schnappen habe ich doch gesagt, wieso hörst du denn nicht, nein…“. Ein konsequentes Nein in Kombination mit der richtigen, selbstbewussten Körperhaltung kann erfolgreich sein, muss es aber nicht. Lies lieber weiter, wie du ganzheitlich an die Sache gehst.

Wie gewöhne ich meinem Pferd das Schnappen ab?

Schnappen kannst du mit ganz vielen anderen Verhaltensweisen in einen Topf werfen. Sie alle sagen, du bist auf jeden Fall hier mal nicht mein Boss: das wäre aus der Box drängeln, beim Führen hinterherziehen oder vorneweg rennen, beim Putzen niemals stillstehen und beim Halftern und Trensen versuchen davonzurennen. Auch das Betteln ist so ein Verhalten: mein Pferd bettelt am Putzplatz.

Das Schnappen an sich ist keine isolierte Verhaltensweise. Sie geht und kommt zusammen mit anderen, die deine Grenzen ignorieren. Stell dir das ein bisschen so vor wie mit deinen Eltern. Erst merkst du, dass du dir dieses Verhalten leisten kannst, dann gehst du noch ein Stück weiter. Und genau das macht dein Pferd auch mit dir. Man spricht davon, dass dein Pferd dich testet.

Schnappt ein Pferd nach einem anderen, gibt es sofort eine Ansage. Wie deutlich diese ausfällt, hängt von der sonstigen Beziehung der Beiden ab. Noch hat der Fuchs nichts gegen den süßen Shetty.

Bei all diesen Beschreibungen möchten wir dir klar machen, dass Pferde von Grund auf friedlich und freundlich sind. Sie wollen dir nichts böses und machen nichts mit Absicht oder um dich zu ärgern oder zu „verarschen“. Sie wollen nur einen Boss haben, der ihnen Sicherheit schenkt. Mehr zum Thema Sicherheit findest du in unserem Artikel Was ist ein Verlasspferd?

Folgende Verhaltensregeln sollte dein Pferd einhalten, dann wird das Schnappen von ganz alleine verschwinden:

  • KEINE Leckerlis aus der Hand füttern, gar nichts aus der Hand füttern – halte einige Wochen durch, bevor du eine Verbesserung merkst
  • beim Führen aus der Box oder von der Weide: du gehst immer zuerst
  • beim Führen niemals überholen lassen, niemals das Pferd hinter sich herziehen
  • beim Führen sagst du, wann ihr anhaltet und sagst du, wann ihr losgeht
  • beim Putzen jeden einzelnen Schritt wieder zurück- oder vorwärtsgehen lassen (das kann sich ziehen, einfach durchhalten – Pferd geht vor, du schickst es zurück, Pferd geht wieder vor, und so weiter)
  • beim Longieren bestimmst du die Richtung, das Tempo und wann Schluss ist und wo dein Pferd zu laufen hat
Bleibe immer ruhig und konsequent bei deinem Pferd.

Das mag in deinen Ohren sehr streng klingen aber ist für dein Pferd das Beste, was ihm passieren kann. Diese Konsequenz wird dafür sorgen, dass dein Pferd ganz nebenbei und unbemerkt mit dem Schnappen aufhört. Es respektiert deinen Bereich und kommt dir nicht mehr so nah, dass es dich anschnappen könnte.

Bodenarbeit und Zirkuslektionen sind eine wunderbare Möglichkeit, um eurer Zusammenspiel zu verbessern. Diese Übungen verfeinern eure Kommunikation und bringen wirklich Spaß – auch für totale Anfänger sind leichte Übungen möglich. Hier geht es zu unserer Inspirationsliste Zirkuslektionen und hier zu unseren Lieblings-Bodenarbeitsübungen. Schnappt dein Pferd, kannst du bei der Bodenarbeit einen Klicker einbauen, den du als Belohnung benutzt und so langsam die Leckerlis ersetzt. Dann ist die Belohnung irgendwann schon der Klick und dein Pferd braucht keine Fütterung mehr aus der Hand.

Pferdetraining ist nicht nur in der Halle, es beginnt gleich bei eurem ersten Kontakt. Du trainierst also unbemerkt die ganze Zeit und kannst diese Zeit gut nutzen, um Verhaltensweisen, wie das Schnappen, verschwinden zu lassen. Natürlich hätten wir dir gerne einen geheimen Trick präsentiert, damit wirklich nur das Schnappen weggeht. Wir sind jedoch der Meinung, dass man keine Verhaltensweise getrennt betrachten kann. Ausnahmen bestätigen die Regel, weshalb du folgendes in eurer Anti-Schnapp-Zeit mit berücksichtigen solltest:

  • Auch das Füttern aus Futtereimern kann das Schnappen begünstigen
  • Stecken andere Leute oder Mitarbeiter deinem Pferd weiterhin etwas zu? Damit bleibt das Verhalten noch lange erhalten.
  • Wie lange schnappt dein Pferd schon – je länger du damit kämpft, desto länger musst du konsequent dran bleiben, bis du Erfolge siehst.
  • Pferde haben das natürliche Bedürfnis den ganzen Tag über kleine Portionen Heu zu fressen: wie artgerecht wird dein Pferd ernährt? Dazu gibt es hier noch mehr Infos: Mein Pferd hat immer Hunger
  • Langeweile und Überforderung sind die Feinde für gesundes Pferdeverhalten: wie artgerecht wird dein Pferd gehalten? Pferd überfordert – die wichtigsten Anzeichen & Abwechslung fürs Pferd oder auch Offenstall: Pro und Contra könnten dir hier weiterhelfen.
Das sieht super witzig aus, nur leider können Pferde irgendwann die Möhre nicht mehr von der Hand unterscheiden. Beides länglich und irgendwie orange und schon schnappt das Pferd beim nächsten Mal in deinen Finger. So werden viele Pferd zu hausgemachten Schnappern erzogen.

Unsere Erfahrung mit dem Schnappen

Viele Pferdetrainer würden es nie zugeben, aber es kommt der Tag, da gibt man einen Apfel aus der Hand – die Sonne scheint so schön und überhaupt war der Vierbeiner heute so brav unterm Sattel. Da will man zwei Tage später das Halfter aufziehen und das Pferd hat die Hand-gibt-Fressen-Kombi super gut drauf und schnappt. Natürlich brauchen die Übungen unterm Reiter mindestens drei Mal so lange – war ja kein Apfel dabei.

Am schnellsten verschwindet das Schnappen, wenn du konsequent nichts mehr aus der Hand fütterst. Zeitgleich bringt Bodenarbeit im Roundpen und Konsequenz im täglichen Umgang sehr viel. Sieh daher das nervige Geschnappe zum Einen als Konditionierung an, die sich wieder lösen lässt und zeitgleich als einen Teil von vielen Verhaltensweisen, die auftreten, wenn wir unseren Pferden gegenüber unentschlossen und unkonzentriert werden.

Zum Abschluss ein Beweisfoto: Dubi hat hier einen Apfel im Mund und kaut den genüsslich. Hast du zu deinem Pferd eine funktionierende und respektvolle Beziehung, stellt ein Apfel das Ganze nicht mehr auf die Probe.

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