Neues Pferd probereiten – mit Checkliste

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Unserer Erfahrungen nach solltest du ein Pferd vor dem Kauf mindestens ein bis zwei Mal probereiten. Nur so kannst du sein Verhalten umfassend testen und richtig bewerten. Vor unserem Kauf unserer Connemaras haben wir diese zweimal Probe geritten, sodass wir feststellen konnte, ob das Pferd zu uns passen würde und ob es beim Reiten Einschränkungen hat. Beim zweiten Probereiten ist oftmals das Pferd nicht mehr so ganz nervös und kennt einen schon.

Nach einer ausgiebigen Suche bist du endlich auf dein Traumpferd gestoßen: Die Anzeige verspricht dir alles, was du dir immer vorgestellt hast. Ein gut ausgebildetes, verlässliches Pferd wird dir beschrieben, sodass du sofort einen Termin zum Probereiten vereinbaren möchtest.

Für das Probereiten kannst du dir viele Fragen notieren. In unserem Blogbeitrag zu den 17 Fragen, die du einem Pferdeverkäufer stellen solltest, kannst du dir Anregungen holen.

Viele Fragen klärst du schon, bevor du das Pferd Probereiten kannst. Darüber hinaus gibt es noch einige Themen, die du später ansprechen kannst.

Vor dem Probereiten

Du hast einen Termin ausgemacht und möchtest um 14 Uhr vor Ort sein. Hier wäre es ratsam, schon etwas früher an der Adresse anzukommen, um die Situation unvorbereitet zu sehen. Das heißt nicht, dass du jetzt wie Sherlock Holmes hinter dem Busch lauern sollst, um das Treiben zu beobachten.

Viel mehr geht es darum, das Pferd in seinem natürlichen Verhalten zu erleben und alle Vorbereitungen, die der Verkäufer mit dem Pferd macht, mitzubekommen.

Wenn du ungefähr 15 bis 10 Minuten vor eurem Termin auf den Hof kommst und dich in Ruhe umschaust, kannst du dir ein objektives Bild von der Anlage, der Haltung auch vielleicht auch schon dem Pferd machen.

Bei einem Verkaufsstall werden sie das Pferd vielleicht ablongieren, von der Weide holen oder sie sind schon dabei, das Pferd heraus zu putzen. Steht dein Pferd noch im Stall, könntest du davon ausgehen, dass es noch nicht vorbereitet wurde.

Welche Fragen kann ich beim Probereiten stellen?

Jetzt siehst du das Pferd das erste Mal und konntest sofort merken, ob ihr harmonieren würdet oder nicht. Vorher hast du viele Fragen zu dem Pferd gestellt und die Antworten auf dich wirken lassen.

Beim Probereiten entstehen ganz im Sattel nochmals ganz neue Situationen, die du für dich bewerten musst.

Hier eignen sich folgende Fragen:

  • Auf welchem Ausbildungsstand ist das Pferd derzeit?
  • Was wurde mit dem Pferd in der letzten Zeit trainiert?
  • Wie viele Leute reiten das Pferd aktuell?
  • Wie viele Interessenten gibt es noch?
  • Welche Besonderheiten sind dem Verkäufer bekannt?

Die Liste ließe sich nach Belieben ergänzen. Ganz nach der Situation solltest du auf Unstimmigkeiten im Verhalten des Pferdes hellhörig werden.

Besuche das neue Pferd auch auf der Weide – ist es ruhig oder rennt es hektisch umher? Wie verhält es sich dir und seinen Artgenossen gegenüber? Läuft es der fliehenden Gruppe hinterher oder sieht sich selbst alles an?

Was merke ich bei dem ersten Proberitt?

Bei dem ersten Proberitt geht es vor allem darum, das Pferd kennenzulernen. Ihr müsst nicht gleich superharmonisch miteinander klar kommen, aber die Grundtendenz sollte in eine positive Richtung gehen.

Du solltest zum Proberitt eine weitere Person mitnehmen, wenn du dir nicht ganz sicher bist. Kleiner Tipp: Lass dich filmen, dann siehst du euch noch einmal und kannst dadurch alles später beurteilen. Vier Augen können mehr beim Probereiten sehen, als nur du alleine und ein Verkäufer, der auf dich einredet, um sein Pferd zu verkaufen.

Somit solltest du auf die folgenden Punkte achten:

  • Grundgangarten
  • Durchlässigkeit
  • Takt und Unklarheiten
  • Widersetzlichkeit

Bevor du aufsteigst, darfst du das Pferd putzen und satteln. Hier solltest du aufpassen, wenn du nicht satteln darfst und dies schnell durch jemand anderen gemacht wird. Womöglich wird versucht, den Sattelzwang vom Pferd zu verstecken.

Der normale Ablauf bei einem Proberitt sieht folgendermaßen aus: Erst wird das Pferd vorgeritten und danach darfst du reiten.

Das Vorreiten solltest du nutzen, so kannst du dir schon ein Bild von dem Pferd unter einem Reiter machen. Läuft das Pferd entspannt? Ist es verkrampft?

Aus dem Blickwinkel von unten kannst du auch gut erkennen, ob das Pferd tackert.

Beim Probereiten konnten wir feststellen, ob das Pferd zu uns passen könnte. Gerade erwachsene Pferde haben oftmals ihren eigenen Charakter und ihre Macken.

Ein Pferd tackert, es läuft unklar, wenn es in den Grundgangarten nicht flüssig läuft, sondern sich ein oder mehrere Beine in einem anderen, verkürzten Rhythmus bewegen.

Das ist mitunter nicht sofort zu erkennen, deswegen musst du neben den geraden Strecken vor allem auf der gebogenen Linie darauf achten!

Unsere Erfahrung: Wir waren zum Probereiten gefahren und wollten ein Connemara anschauen. Beim Vorreiten durch den Besitzer fiel uns auf, dass das Pferd in der Kurve das innere Bein immer verkürzt aufsetzte. Beim Longieren konnten wir das ganz deutlich sehen, das Pferd lief nicht klar.

In der Verkaufsanzeige ist aufgeführt, welche Lektionen und Besonderheiten das Pferd kann. Hier kannst du jetzt beim Probereiten genauer überprüfen, in wieweit das stimmt.

Nutze den Proberitt und teste alles, was das Pferd angeblich kann. Oftmals dichtet der Verkäufer mehr hinzu, als das Pferd leisten mag.

Bei dem Abfragen von Lektionen und auch bei Probesprüngen kannst du zusätzlich feststellen, wie eifrig das Pferd reagiert.

  • Steht das Pferd an den Hilfen?
  • Reagiert das Pferd auf meine Hilfen?
  • Widersetzt es sich bei bestimmten Hilfen?

Der erste Eindruck trügt meistens nicht. Es gibt Ausnahmen, aber diese sind selten.

Wenn das Pferd nicht gerade mit Schmerzmittel abgefüllt ist, kannst du davon ausgehen, dass das Pferd sich immer so zeigen wird. Bei einigen Verhaltensweisen kann sich das natürlich durch die Umgebung und das ihr noch zusammen wachsen müsst, verändern.

Schlägt das Pferd sehr viel und stark mit dem Schweif, sobald es geritten wird, deutet dies auf Stress, Ärger, Unmut oder sogar Schmerzen während des Reitens hin. Hier erfährst du mehr zum Thema Schweifschlagen unter dem Reiter.

Warum sollte ich ein zweites Mal hinfahren?

Bei dem ersten Beschnuppern hast du dir ein grobes Bild von dem Pferd gemacht. Neben dem Verhalten des Pferdes konntest du feststellen, wann ihr gut miteinander könnt und wann nicht.

Normalerweise sollte der Verkäufer einem zweiten Proberitt zustimmen.

Was ist beim zweiten Besuch anders?

Du kannst das Pferd komplett alleine für das Reiten fertig machen und auch, ohne jemanden vorreiten zu lassen, mit dem Reiten anfangen. Hierbei erfährst du, wie das Pferd bei dir reagiert. Oftmals ist das Pferd sehr auf eine Person fixiert und zeigt sich von einer anderen Seite, wenn du es reitest.

Wir haben vor dem Kauf unserer Pferde ein zweites Mal Probe geritten, um festzustellen, ob das Pferd zu uns passen würde.

Beim zweiten Proberitt kannst du noch mal genau überprüfen, ob sich das Pferd mit dir und du mit dem Pferd wohlfühlst.

Vielleicht hast du eine Situation noch nicht genug getestet, dann wäre das jetzt die Gelegenheit, es noch mal zu probieren.

Unsere Erfahrungen mit dem ersten Proberitt

Von Widersetzlichkeiten bis zu „das Pferd hat heute einen schlechten Tag“ haben wir schon einiges erlebt. Bei dem Stall, wie oben erwähnt, hatten wir ein Connemara besichtigt, was unklar lief.

Besonders in Erinnerung ist uns ein Pferd geblieben, das komplett anders war, als in der Anzeige beschrieben. Von eingeritten bis lieb im Gelände war am Tag des Probereitens nicht mehr viel zu merken.

Ganz gefährlich sind für uns die Verkäufer gewesen, die Druck gemacht haben, das Pferd zu kaufen. Bei Sätzen wie: „Ich habe noch acht andere Kunden und das Pferd kann morgen weg sein“, haben wir lieber dankend abgelehnt und uns weiter umgeschaut.

Unter Druck ein Pferd zu kaufen ist immer ein Fehler!

Unser erstes Pferd haben wir nach nur einmal Probereiten gekauft und unser letztes Pferd auch. Einmal ging dies völlig schief und einmal war es ein Volltreffer.

Im Laufe der Jahre wirst du immer besser darin, ein Pferd nach deinen Anforderungen zu beurteilen. Dann bekommst du auch das Gespür, welche Macken in Ordnung sind und bei welchen du im Proberitt lieber dankend die Geschichte beenden solltest.

Probereiten – die Checkliste

Damit du am Tag der Tage keine Frage vergisst und dich gut vorbereiten kannst, haben wir alle Fragen noch mal für dich zusammengestellt. Natürlich können deine Fragen varrieren, ganz nach deinem gesuchten Traumpferd. Siehst du dir ein Jungpferd an, können Proberitte in diesem Umfang noch nicht möglich sein.

Damit du alles dabei hast, hier eine Liste der Must-to-have für das Probereiten:

  • Reithose
  • Reithelm
  • Reitstiefel
  • Reitjacke
  • Handy
  • evtl. Fotokamera

Sortiert sind die Fragen in vor, beim und nach dem Probereiten. Alle diese Phasen sind für eine Beurteilung wichtig:

Vorm Probereiten
  • Wie ist dein erster Eindruck – der aller-aller-erste Gedanke, als du das Pferd das erste Mal siehst?
  • Welchen Eindruck macht das Pferd vor dem Reiten ganz allgemein?
  • Was fällt dir am Exterieur positiv und negativ auf?
  • Wie wird das Pferd vorbereitet? Versuche mindestens, beim zweiten Termin alles selbst zu machen.
  • Wie lässt das Pferd sich putzen, sattel, trensen und führen?
  • Auf welchem Ausbildungsstand ist das Pferd derzeit (frage alle bereits bekannten Infos nochmals ab – Änderungen sind nicht ausgeschlossen).
  • Was wurde mit dem Pferd in der letzten Zeit trainiert?
  • Wie viele Leute reiten das Pferd aktuell?
  • Welche Besonderheiten sind dem Verkäufer bekannt?
  • Welche Vorbesitzer hatte das Pferd wie lange? Warum wurde es verkauft? Wie lange steht es jetzt schon zum Verkauf? Wie viele Interessenten gibt es noch? (Bei diesen Fragen schönen einige Verkäufer)
Beim Probereiten

Alle Fragen beim Probereiten kannst du zweimal beantworten. Während dein neues Pferd vorgeritten wird und später noch einmal, wenn du im Sattel sitzt.

  • Grundgangarten
  • Sind die Grundgangarten flüssig oder musst du sehr aktiv treiben?
  • Wie harmonisch sind die Übergänge, ist der Galopp auf beiden Händen leicht zu reiten?
  • Tritt es beim Schrittreiten ausreichend über?
  • Durchlässigkeit
  • Steht das Pferd an den Hilfen? Wie wenig oder stark reagiert das Pferd auf meine Hilfen?
  • Welche Übergänge oder Aufgaben sind nicht so ausgeführt, wie dem Pferd mitgeteilt?
  • Arbeitet das Pferd mit oder schlägt es bspw. permanent mit dem Schweif, rollt sich ein oder liegt stark auf dem Zügel?
  • Takt und Unklarheiten
  • Gibt es spürbare Taktfehler beim Reiten? Wann treten diese auf?
  • Gibt es sichtbare Taktfehler, die du im Sattel nicht wahrnehmen kannst?
  • Hat das Pferd eine deutlich ausgeprägte Schiefe (stärker, als die normale Schiefe, die jedes Pferd hat)?
  • Widersetzlichkeit
  • Widersetzt es sich bei bestimmten Hilfen?
  • Welche Aufgaben fühlen sich leichter an? Bei welchen Bahnfiguren fühlt sich das Pferd schwieriger an?
  • Gab es Momente, in denen das Pferd schreckhaft war, hat es sich aufgeregt? Hat es gebuckelt, ausgeschlagen oder ist durchgegangen?
Proberitt außerhalb von der Halle

Sehr oft werden Verkaufspferde ausschließlich in der Reithalle probegeritten. Dies spiegelt oftmals nicht das wieder, was du tatsächlich mit dem Pferd vor hast. Deshalb ist unser Tipp: unbedingt überall dort reiten, wo du auch später unterwegs sein willst.

  • Wirst du später viel im Gelände unterwegs sein wollen? Frage nach einer kleinen Runde ins Gelände nach dem Proberitt.
  • Möchtest du springen? Lass dir ein Hindernis oder mehrere aufbauen.
  • Du hast Interesse an gemütlichen Spaziergängen? Geh mit deinem Pferd ins Gelände – nur so erfährst du, wie es tickt.
  • Der Verkäufer will dich nur in der Reithalle reiten lassen? Dies kann auf Probleme hindeuten: Das Pferd ist ultra-schreckhaft im Gelände, es klebt, reißt sich los oder sonstiges.

Wichtig ist neben all diesen reiterlichen Qualitäten, ob du dich im Sattel wohlfühlst. Daher möchten wir dir in dieser Checkliste noch weitere, subjektive Fragen mitgeben. Es hilft oft, auf sein Bauchgefühl zu hören:

  • Fühlst du dich gut im Sattel?
  • Verspürst du Respekt oder Angst vor dem Pferd?
  • Gibt es Situationen, die du später mit dem Pferd verfeinern müsstest, z.B. die Durchlässigkeit?
  • Bist du mit dem Proberitt zufrieden?
  • Kannst du dir dieses Pferd, in seinem jetzigen Zustand als dein eigenes Pferd vorstellen?
  • Hast du kompetente Trainer, die dir bei der weiteren Ausbildung helfen könnten?

Nach dem Probereiten
  • Wie geht es dem Pferd nach dem Proberitt? Ist es nassgeschwitzt (kann auf Stress hindeuten)? Beruhigt sich seine Atmung schnell?
  • Gibt es die Möglichkeit, das Pferd noch in der Box oder auf der Weide zu beobachten? Hier vervollständigt sich der Eindruck, den du dir bis jetzt gemacht hast.
  • Nicht durch den Verkäufer unter Druck setzen lassen! Mindestens einen zweiten Termin zum Probereiten vereinbaren.
  • Eine unabhängige Meinung deiner Begleitung einholen: Wie harmoniert ihr als Reiter-Pferd Paar? Decken sich eure Meinungen und wenn nicht, woran liegt dies?

Hier haben wir für dich unsere beliebtesten Artikel in einer tollen Übersicht zusammengefasst:

Fazit

Das erste Probereiten zeigt dir ganz deutlich, ob das Pferd auch zu dir passt. Bei der Überprüfung von Lektionen oder dem Abfragen von Hilfen erkennst du schnell, wie gut das Pferd trainiert ist.

Ein zweiter Proberitt bringt dir mehr Sicherheit und du kannst dadurch ganz genau feststellen, ob dieses Pferd wirklich gekauft werden soll.

Große Missverstände und plötzliche Widersetzlichkeiten kannst du so später besser ausschließen.

Wenn wir etwas durch die Proberitte gelernt haben, dann ist es auf das Bauchgefühl zu hören. Niemand sollte dir ein Pferd schönreden müssen, das Pferd passt oder passt nicht zu dir. Besonders das subjektive Empfinden kann dir weiterhelfen: gehe unsere Fragen durch und beziehe dein eigenes Empfinden mit ein. Dieses Pferd solltest du viele Jahre begleiten und dafür muss auch zwischen Mensch und Pferd die Chemie stimmen.

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