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Das natürliche Verhalten in der Herde zeigt die Facetten des Pferdeverhaltens: Der Ranghöhere zeigt dominantes Verhalten, was den anderen Herdenmitgliedern zeigt, wie sie agieren sollten. Auch zwischen Mensch und Pferd kann dieses Verhalten auftreten.
Wie verhält sich ein dominantes Pferd? Ein ranghohes (dominantes) Pferd bestimmt, wann und wohin es sich selbst und andere bewegt. Reagiert der Kommunikationspartner nicht darauf, können verschiedene Drohgebärden zum Einsatz kommen.
Die Grundlage dominanten Verhaltens: Der Überlebensinstinkt
Bevor wir genauer erläutern, wie sich dominantes Verhalten äußert, möchten wir dir das natürliche Fluchtverhalten von Pferden in den Kopf rufen. Um überleben zu können, wählen Pferde die Flucht und den Schutz der Herde.
Die Herde ist durch eine Rangordnung hierarchisch gegliedert und bietet jedem Pferd seinen Platz in dieser Struktur. Der jeweils Ranghöhere entscheidet, ob der Rangniedere sich nähern darf oder lieber seinen Platz räumen soll.
Dieses Konzept ermöglicht es deinem Pferd in der Herde zu entspannen – denn der Herdenchef passt auf und entscheidet, ob die Herde weglaufen soll oder sich schlafen legen kann.
Mehr über die Grundlagen des Pferdeverhaltens findest du in unserem Artikel Pferdewissen für Anfänger.
Dieses Konzept machen sich Pferdetrainer, aber auch normale Freizeitreiter, wie wir, zu Nutze und bilden mit dem Pferd eine „Mini-Herde“, bei der wir im Idealfall den Posten des Herdenchefs einnehmen. Das vermeintlich dominante Verhalten deines Pferdes ist immer dann zu sehen, wenn es keine klare Struktur zwischen euch gibt oder wenn in der Herde rangniedere Pferde aufmüpfig werden.
Wer bewegt hier wen? Wie du dominantes Verhalten erkennst
In der Einleitung stand schon fast alles, was du wissen musst: Wer führt (und dominant ist), der bewegt den anderen.
Dieses Konzept kannst du in jeder Pferdeherde beobachten. Stehen mehrere Pferde an einer Heuraufe, dann muss das jeweils ranghöhere Pferd nur leicht die Ohren anlehnen und schon gehen alle rangniederen Pferde zu Seite und machen Platz. Das dominante Pferd bewegt die anderen.

Pferde sind untereinander konsequent und fordern die Bewegung von den rangniederen Pferden ohne Ausnahme ein. Das kann dazu führen, dass die Kommunikation zwischen den Pferden stärker wird und auch gebissen oder getreten wird. Stellt ein Pferd auf „Durchzug“, dann drohen Pferde sich gegenseitig, damit immer klar bleibt, wer wen bewegt.
Typische Drohgebärden unter Pferden sind angelegte Ohren, gebleckte Zähne, treten mit den Hinterbeinen und beißen. Diese Verhaltensweisen weisen Pferde in die Schranken, die den Ranghöheren ignorieren.
Wie du dominantes Verhalten dem Menschen gegenüber erkennst
Du meinst, dass du dein Pferd immer bewegst und würdest gerne wissen, was ein dominantes Pferd einem Menschen gegenüber macht? Einige typische Verhaltensweisen zwischen Mensch und Pferd, die auf dominantes Verhalten des Pferdes hinweisen:
- Dein Pferd drängelt dich beim Führen zur Seite
- Dein Pferd kommt dir ohne Aufforderung viel zu Nahe
- Dein Pferd rempelt dich um
- Dein Pferd schnappt nach dir
- Dein Pferd kriecht dir in deine Tasche
- Dein Pferd schubbert sich an dir
- Dein Pferd geht/läuft ohne dein Kommando los
- Dein Pferd zieht dich beim Führen hinter sich her
- Dein Pferd drängelt an der Longe nach innen zu dir hinein
- Dein Pferd biegt ab, wo es will
- Dein Pferd bleibt stehen, wo und wann es will
- Dein Pferd lässt sich auf der Weide nicht einfangen
- Dein Pferd buckelt / geht durch / legt sich beim Reiten mit dir hin
Bei all diesen Verhaltensweisen siehst du, dass dein Pferd dich bewegt. Du musst ihm ausweichen und zu ihm gehen, zusätzlich bestimmt dein Pferd, wie nah es dir kommt und wann es wo hingehen möchte.
Die nächste Stufe dominanten Verhaltens wären dann Drohgebärden, die Pferde auch gegenüber Menschen verwenden (dazu muss schon einiges schieflaufen):
- Dein Pferd „giftet“ dich an – es legt die Ohren an, wenn du näher kommt. Damit sagt es dir: „Bleib mir bloß vom Hals“.
- Dein Pferd droht dir mit gebleckten Zähnen – damit sagt es dir noch deutlicher: „Einen Schritt weiter und ich raste aus“.
- Dein Pferd beißt dich
- Dein Pferd tritt nach dir
Dominantes Verhalten ist die Suche nach Sicherheit
Vielleicht kommen dir einige der Situationen bekannt vor. Jeder hat schon die ein oder andere mal erlebt und sich dabei über sein Pferd geärgert. Sehr oft entsteht dabei das Gefühl: „Das macht der extra, der will mich ärgern, der verarscht mich, der hat keinen Bock.“
Doch erinnere dich an die Grundlage des Pferdeverhaltens: Die Herde bietet Schutz und nimmt den Druck weg, ständig aufpassen zu müssen.
Dominantes Verhalten zeigt, dass die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd verbessert werden muss. Dein Pferd will dir nichts böses, es braucht lediglich einen verlässlichen und konsequenten Partner, dem es vertrauen kann. Pferde wählen lieber die Rolle des Rangniederen, wenn sie könnten – diese Position in der Herde ist wesentlich entspannter.
Verhaltenspsychologen sagen auch: Bei jedem Verhalten geht es um die Verbesserung des eigenen Zustandes. Daran siehst du, dass dein Pferd mit dominantem Verhalten seinen Zustand verbessern möchte – indem es selbst die Rolle des Herdenchefs einnimmt, sorgt dein Pferd für seine Sicherheit.
Jedes Pferd ist individuell und hat eigene Erlebnisse gemacht, aus denen es Schlüsse zieht. Daher kann sehr dominantes und aggressives Verhalten auch aufgrund von Angst entstehen. Der Kreis schließt sich auch dort, da dein Pferd dir nicht vertraut und lieber selbst der Chef bleibt.
Kläre die Rangfolge zwischen dir und deinem Pferd ohne Aggression
Damit dein Pferd dir vertraut und sich sicher fühlt, benötigt es Arbeit an den Grundlagen. Mit Bodenarbeit kannst du die Rangfolge zwischen dir und deinem Pferd klären.
Du wirst zum Chef eurer Miniherde, indem du deinem Pferd respektvoll und konsequent gegenüber trittst.
Oftmals hilft es, keines der oben genannten Probleme isoliert zu betrachten, sondern an die Basis zurückzugehen und nochmals die Grundlagen in der Bodenarbeit zu klären. Ein guter Herdenchef benötigt keine Aggression, schreit nicht rum und rastet noch weniger aus. Vergleiche dies mit deinem Chef, einem Lehrer oder deinen Eltern – Aggression baut kein Vertrauen auf und verhindert, dass du problemlos lernen kannst.
Grundregeln für den Umgang mit deinem Pferd: das kleine 1×1 auf dem Chefposten
Du weißt jetzt, dass dein Pferd dir gegenüber dominant ist und willst das verändern. Wenn dein Pferd dir zuhört, anstatt selbst Entscheidungen zu treffen, wirst du es viel leichter haben. Dabei gibt es einige Grundregeln im Umgang, die dir den Alltag viel leichter machen. Bevor wir in diese Gesetze eintauchen solltest du folgendes immer im Hinterkopf behalten:
- Aggressives Verhalten gegenüber dem Pferd bringt dich nicht weiter. Niemals schlagen, rumschreien oder in anderer Form die Geduld verlieren. Die einzige Ausnahme ist, dass dein Pferd sich und / oder dich in ernste Gefahr bringen würde, zum Beispiel bei einer Straße. Oftmals beantworten Pferde Aggressivität nicht mit gewünschtem Verhalten, sondern mit weiterem Problemverhalten.
- Geduld und Konsequenz bedeuten das freundliche aber bestimmte Wiederholen deiner Anforderung, bis das Pferd die gewünschte Reaktion zeigt. Diese Aha-Momente wird dein Pferd besser abspeichern, als mit Kraft erzwungenes Verhalten.
Im täglichen Umgang gibt es einige Verhaltensweisen, die dich auf den Chefposten bringen, wenn du sie nicht einseitig umsetzt, sondern jederzeit und alle:
- Beim ersten Kontakt: Dein Pferd kommt zu dir, es rempelt dich nicht um und kommt dir nicht zu nahe. Sollte es dich bedrängen, kannst du mit den Armen oder einem Strick herumwedeln, um es auf Abstand zu halten.
- Beim Führen: Dein Pferd überholt dich nicht und lässt sich nicht hinter dir herziehen. Sollte es nicht losgehen wollen, schwingst du den Strick auf Höhe der Schulter, damit du es bewegst und nicht andersherum. Es sollte jederzeit anhalten, wenn du anhältst und dir weichen, wenn du näher kommst.
- Beim Aufsitzen: Dein Pferd sollte erst losgehen, wenn du dazu das Zeichen gibst. Du merkst schon, das gewünschte Verhalten zieht sich durch alle Bereiche und beginnt nicht erst beim Reiten.
- Beim Putzen: Auch hier solltest du dein Pferd immer wieder korrigieren, wenn es vor- oder zurückgeht. Betteln oder rumrüsseln sind ebenso wenig gewünscht, wie beißen oder betteln. Diese Verhaltensweisen kannst du mit ruhigem und wiederholendem Korrigieren berichtigen. Gib nicht auf, auch wenn du dein Pferd mehrmals erinnern musst, dass es bitte nicht in den Putzkasten kriechen soll.
Bei all diesen Grundlagen fällt dir wieder der Grundsatz auf, dass derjenige, der bewegt, der ist, der das Sagen hat. Daher kannst du auch beim Führen oder zwischendurch kleine Übungen zu genau diesem Thema einbauen. Bleib mal unerwartet stehen beim Führen, versuch dein Pferd zur Seite zu bewegen ohne es zu berühren oder lass die Vor- oder Hinterhand weichen. All das sind Anzeichen dafür, dass du als Ranghöherer giltst.
Wie in der Pferdeherde, muss dein Vertrauen erstmal getestet werden und dein Pferd stellt je nach Charakter, deine Führung immer mal wieder in Frage. Je konsequenter du im umgang bist, umso einfacher wird der Umgang werden. Mögliche Probleme mit deinem Pferd werden durch den richtigen Umgang wesentlich besser bzw. entstehen gar nicht erst.
In unserer Kategorie Bodenarbeit findest du viele Ideen, um die Beziehung zu deinem Pferd zu verbessern. Unser Favorit ist der Artikel mit 6 Tipps, wie dein Pferd am Putzplatz steht und nicht nach Leckerlis bettelt sowie unsere Bodenarbeit mit dem Pferd: Ideenliste für Anfänger und Fortgeschrittene mit vielen Ideen, wie du spielerisch an die Rangordnung gehen kannst.
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